Henning Ruwe privat

Hier gibt es alle Informationen zum weit über Deutschland hinaus unbekannten Henning Ruwe.

Henning Ruwe wurde 1991 geboren und das ging dann immer so weiter. Die Bundesjugendspiele mündeten erfolgreich in einer Teilnehmerurkunde, ebenso standen am Ende einer zwölfjährigen Fußballkarriere 20 stolze spielentscheidende Tore für den SV Union Wessum. Seine Firmung erhielt er von einem integeren Independent-Bischof Namens Franz-Peter Tebartz-van-Elst. Auf einer höheren Mädchenschule wurde er 2006 zum Gründungs-mitglied des "Zentralen Schulkabarett Ahaus" und trat erstmalig einer größeren Weltöffentlichkeit in Erschei-nung. Auf mehrere autoritäre Rollen folgte eine massive künstlerische Verweichlichung, die immerhin im Gewinn des ersten Poetryslams der bekannten Kurstadt Bad Oeynhausen mündete. Damit endete die frühe Jugend.

Lieblingsverein: Schalke 04

Lieblingsvirologe: Christian Drosten

Lieblingshochgebirge: Pyrenäen

Lieblingssänger: Herbert Grönemeyer

Lieblingsschauspielerin: Melanie Laurent

Lieblingspolitiker: Karl Leiserfluss

Lieblingswissenschaftlerin: Maja Göpel

Lieblingssprache: Kiswahili

Lieblingsfilm: Spartacus

Lieblingsserie: 30 Rock

Lieblingsautor: Erich Maria Remarque

Lieblingsmoderator: Friedrich Küppersbusch

Lieblingsobst: Himbeere

Lieblingssängerin: Alin Coen

Während auf einer Feier aus den Lautsprechern das Lied "Everyone has AIDS" (Hörempfehlung!) dröhnte, entschied sich Ruwe spontan nach Berlin zu ziehen. Dies stellte alle Weichen für eine erfolgreiche künstlerische Karriere, begann er dort doch nicht unerfolgreich das Studium der Geschichtswissenschaften. Gleich im ersten Semester gewann er einen Schreibwettbewerb der Humboldt-Universität zu Berlin und damit einen Intensivsprachen-kurs, den er bis heute nicht einlöste. Stattdessen erlernte er Kiswahili, vieles über die Pariser Vorortkonferenzen und schloss mit einer Arbeit über den ersten österreichischen Staatskanzler der ersten Republik ab. Laut Kritikern sogar fulminant. Im Kabarett half ihm dieses Wissen nie.

Größter Clown: Christian Lindner

Miesester Nachrichtensprecher: Claus Kleber (auch wenn niemand sinnlicher sagt: "Guten Abend!"

Minister des Grauens: Peter Altmaier

Fiesester Bischof: Dr. Felix Genn

Asozialstes Unternehmen: Amazon

Boykottiert: Lieferdienste

Kein Verständnis für: Kreuzfahrtschiffe

Gemüse des Gruselns: Zucchini

Merkwürdigster Trend: Achtsamkeit

Schlimmster Wein: Ungarische Mädchentraube

Schlechtestes Schulfach: Biologie

Grauenhaftestes Lied: Wolke 4

Weiß nicht, warum es sowas gibt: Milliardäre

Gehört an die Wand gestellt: Schränke

Derweil riss der Faden zur schönsten deutschen Kunst (schon Goethe wäre lieber Kabarettist geworden) nie ab. In den Osterkabarettkursen unter seinem Mentor Tilman Lucke erlernte Ruwe das Humorhandwerk und das 50 Wortspiele innerhalb von 3 Minuten kein Verbrechen sind. 2012 spielte er mit seinem Schulfreund und Musiker-kollegen Stefan Vörding sein erstes Duo unter dem Titel "Nächstenliebe" und debütierte damit im Folgejahr auf dem Studentenkabarettfestival in Cottbus. Geschichtsgelehrte werden hier später von einem Erweckungserlebnis schreiben. Hervorragende Kritiken und die leider nicht in erotische Handlungen zu übersetzende Liebe des Publi-kums führten zum Entschluss, den enorm sicheren und finanziell attraktiven akademischen Pfad des Historikers zu verlassen und diesen gegen das karge Brot des Künstlers zu tauschen. Mit Martin Valenske war der perfekte Duo-Partner dafür gefunden, dieser lachte über die Mehrzahl von Henning Ruwes Pointen und ließ sich nicht durch die immer gleichlautende Kritik "das ist noch nicht maximal lustig" entmutigen. Warum auch? Ihr erstes gemeinsames Programm "Bei Mutti schmeckts am Besten" (2015) wurde in der renommierten Berliner Distel zum Kassenschlager und an mehreren renommierten Preisen (Bad Belziger Bachstelze, Magdeburger Vakuum etc.) georgschrammten sie nur haarscharf vorbei. Ab hier kannte Ruwes Karriere nur eine Richtung: Ein bisschen nach oben.

Kritik am aktuellen Kabarettbetrieb: Ich hadere mit meiner Zunft. Schon als Kind habe ich das politische Kabarett geliebt. Die Kabarettkultur der frühen 2000er begeistert mich bis heute: Haltungsstark, clever und wirklich wirklich witzig. Davon vermisse ich heute fast Alles. Es wird derzeit wahnsinnig viel moralisiert, auf und neben der Bühne. Debatten über Moral lauern an jeder Ecke (die dann im Alltag doch zu keiner praktischen Handlung führen), deswegen brauche ich gerade im Kabarett nicht auch noch einen Wanderprediger, der mir den vermeintlich richtigen Weg erklärt. Ich möchte nicht die Welt erklärt bekommen, ich möchte Anregungen sie anders sehen zu können. Deswegen ist Moral in der Kunst ist einengend und immer furchtbar uninspirierend. Da wo Haltung suggeriert wird, ist es für das mehrheitlich linke Publikum kein Problem zuzustimmen. Wir alle finden Klimawandel doof, Rassismus dumm und würden uns ganz dolle freuen, wenn Pflegekräfte besser bezahlt würden. Aber da entstehen weder Reibung noch satirischer Mehrwert, sondern bestenfalls betreutes Denken. Immer nur auf Bestätigung und Gesinnungsapplaus zu gehen ist öde, eine gute Haltung ersetzt für mich noch längst keine pfiffige Pointe oder eine clevere Provokation (wohlgemerkt clevere Provokation – die kalkulierten haben das höchste Schnarchpotenzial). Oder wie es der Chefredakteur der Welt-Gruppe in einer seiner wenigen lichten Momente formulierte: "Applaus macht dumm."


Auch beobachte ich eine zunehmende Bevormundung des Publikums, den Zuschauern werden bestimmte Themen und Pointen nicht mehr zugemutet. Sicher, mancher Kabarettzuschauer ist strunzdumm und obendrein eine ironieferne Amöbe - kommt vor - dennoch bin ich der Meinung: Man kann seinem Publikum viel mehr zutrauen, abverlangen. Und vor allem zumuten. Zuschauer kommen damit zurecht, wenn ein Gag mal nicht ihrem Weltbild entspricht oder sie nicht jede Anspielung verstehen. Zuschauerinnen möchten herausgefordert werden. Kunst darf kein schmaler Korridor werden, nur weil wir uns selbst und unseren Mitmenschen nichts mehr zumuten wollen. Oder wie Roger Willemsen es auf den Punkt brachte: „Kunst hat immer etwas mit Überforderung zu tun.“


Was mich womöglich am meisten mit dem heutigen politischen Kabarett fremdeln lässt, ist eine erschreckende Humorlosigkeit. Dieser Vorwurf soll längst nicht alle Kolleginnen und Kollegen treffen, aber vieles, was im Fernsehen unter dem Label Kabarett läuft ist nicht mal entfernt witzig. Fehlende Gags sind kein Zeichen von inhaltlicher Tiefe, sondern mangelnder Inspiration. Und ja, Kabarett ist vor allem die Kunst über die schwierigen Dinge zu lachen. Es ist unsere Aufgabe einen humoristischen Ausweg aus ernsten Situationen zu finden. Ich will keine Künstler sehen, die mit tollem Timing und perfektem Schauspiel eine tausend Mal gehörte Pointe darbieten. Ich will Künstlerinnen sehen, die sich mit frischen Ideen, schöner Sprache und klugem Spott auf all die wichtigen gesellschaftlichen Themen stürzen und mich herzhaft zum Lachen bringen. Und bei dem Versuch auch gerne mal über das Ziel hinauszuschießen, denn da bin ich ganz bei George Tabory: „Im Kern eines guten Witzes steckt immer eine Katastrophe.“ Also hauen wir endlich wieder auf die Kacke und bringen die Leute zum Lachen!

Ruwe tritt gern mit verschiedensten Kolleginnen und Kollegen auf, weshalb er schon manchmal mit professionellen Arbeiterinnen eines recht alten Gewerbes verglichen wurde. Die Mehrzahl dieser Vergleiche waren nett gemeint. Nicht verwechseln, das älteste Gewebe der Welt ist wohl Wolfgang Schäuble. Seit 2015 entstand eine breite Palette verschiedener Programme: Drei Duo-Programme mit Martin Valenske, eine unreflektierte Papst-Seifenoper, unzählige Ausgaben der Late-Night-Show, Kurzprogramme, ein Reisebericht über die Südsee, das kultverdächtige Kabarett am Lagerfeuer und Ende November 2021 steht bereits das zweite Soloprogramm an, in dem Ruwe "scherzte ohne Grenzen". Auch als Veranstalter der Reihe "Henning Ruwe präsentiert" bot er seinen liebsten NachwuchskünstlerInnen Christin Henkel, Masha Potempa und Lennart Schilgen u.a. im Schloss Ahaus eine grandiose Bühne, den Stars der Szene wie Sebastian Krämer und Uta Köbernick bescherte er hingegen absolute Zuschauerrekorde (leider negative -  dafür schämt er sich bis heute ein wenig. Ein großes Sorry nochmal!). Während der großen pandemischen Unterbrechung bestätigte der Ausnahmekabarettist nicht die Regel und machte nicht mit einem verwackelten Livestream nicht auf sich aufmerksam (der Satz ist korrekt), sondern fuhr reichlich Rad, spazierte, las und zeltete und freut sich nun auf eine humorträchtige Zeiten.

Wünsche für die Zukunft:


- Einmal einen Kabarett- und Musiknachmittag in einem fahrenden Zug organisieren


- Mehr Nachwuchskünstlerinnen auf die politischen Kabarettbühnen zu bringen


- Ein Reiseprogramm "Die 10 hässlichsten Orte Europas" mit der Wolfsburger Innenstadt einzuleiten


- Ein ultimatives Kalauerprogramm auf die Bühne bringen


- Mit einem ernstgemeinten Schlagerprogramm durch Ostdeutschland touren

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